Wildnispädagogik und der Trend „Minimalismus“- eine Sehnsucht nach unserer Ursprünglichkeit
Während der Vorbereitungen für einen Vortrag und Workshop über einen reduzierten und einfachen Lebensstil und über die Herstellung minimalistischer Körperpflegeprodukten aus natürlichen Zutaten wurde mir der Trend dieses Lebensstils in den sozialen Netzwerken und auf Seiten diverser Online Bücheranbieter bewusst. Die Bandbreite der Angebote reicht von einfachen DIY -Rezepten über Magic- Cleaning-Tipps für Entrümpelungsaktionen, Zero Waste Blogs bis hin zu Cleaneating-Life-Style-Produkten. Es gibt Berge an Ratgebern für den modernen Lifestyle, der auf Reduzierung und Einfachheit abzielt, doch gleichzeitig boomen Handelsketten, die für das gestylte Zuhause dieses Lebensstils die neuesten Must-Haves an Wohnaccessories anbieten und Naturkosmetiktrends für „Greenliving“.
Auf den ersten Blick ein toller Trend, der wieder Bewusstheit für einfache klare Linien und Nachhaltigkeit schafft und inspiriert! Je länger ich mich aber damit beschäftigt und dadurch meine Wahrnehmung diesbezüglich sensibilisiert habe, desto widersprüchlicher erscheint mir diese Bewegung, Dinge konsequent nach Strategien von Ordnungsmanagern auszusortieren, um dann neue Produkte dieses Lifestyles zu konsumieren. Der Nachhaltigkeitsgedanke wird dabei von cleveren Marketingexperten und Wirtschaftsstrategen vorgetäuscht, doch leider nicht konsequent bis gar nicht durchgesetzt.
Meine Idee zu einem Workshop über einfachen, nachhaltigen Lebensstil und minimalistischer Körperpflege entstand aus den Erfahrungen und Verwendungen von Heilkräutern fürs tägliche Leben und der Salbenrührküche und unserem angestrebtem ökologisch authentischen Lebensstil in unserer Natur-und Wildnisschule. Und auch ein wenig aus meiner Veranlagung, die Dinge gerne schlicht und einfach zu gestalten. Meine Selbstversuche und Experimente in der Körperpflegemittelherstellung, Suchen nach Alternativen von Putz-und Waschmittel und Vereinfachung des Alltags haben mich immer minimalistischer werden lassen. Aus den zehn verschiedenen Zutaten für eine Creme wurden maximal drei und das selbst gesammelte Waschmittel für die Wäsche ist gleichzeitig mein liebstes Körperpflegeprodukt geworden.
In der Wildnispdagogik versuchen wir das Wissen unserer Ahnen und nativer Völker in die moderne Zeit zu transportieren. Eigentlich durchleben wir, während der Beschäftigung und Erforschung dieser archaischen Methoden eine Transformation zum ursprünglichen und einfachen Lebensstil -zum Minimalismus. Für unsere Vorfahren überlebenswichtig! Für Menschen dieser modernen Gesellschaft, die von allem zu viel haben eine Erfahrung der Erleichterung, Reduzierung und des einfach Glücklichseins!
Diese Beschäftigung mit dem einfachen Tun mit wenig Zutaten und mit Dingen, die auf das wesentliche reduziert werden, verändert unsere Lebensgeschwindigkeit, verfeinert die Wahrnehmung und gibt uns ein Gefühl von Unabhängigkeit, weil wir uns aus unserer Mitte heraus tief mit dem Sein verbinden können.
Bei der Arbeit zu meinem Buch „Wildes Naturhandwerk“ wob sich diese Essenz wie ein roter Faden durch den Jahreskreis, denn der Weg der Einfachheit ist ja irgendwie eine Sehnsucht nach Ursprünglichkeit, die jeder von uns in sich trägt.
Kennst du das Gefühl?