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Natur.Kultur.Gestaltung

für ganzheitliche Verbundenheit und lebensdienlichem Wirken

Hochsommer

Goldene Ähren und Erntezeit

„Ich hab` keine Zeit, ich mach`heia,“ so erinnert sich mein Mann lachend an die Aussage eines Schulfreundes im Dorf seiner Kindheit zur Erntezeit. Der Satz könnte für jemanden, der nicht aus Oberfranken stammt falsch verstanden werden. Gemeint mit „Heia machen“ ist die Heuernte einbringen und damals zu unseren Kindertagen wurde die gesamte Familie dafür gebraucht und es war keine Zeit zum Spielen. Auch ich erinnere mich an die Kartoffelernte auf dem Acker meiner Freundin, die in uns Kindern ein Gefühl von Gemeinschaft und Feierlichkeit hervorrief und wir wollten alle mit großem Eifer mithelfen.

Hochsommer ist die Jahreszeit der Ernte und für viele Landwirte die entscheidende Zeit des Jahres, denn jetzt wird ganz klar sichtbar, welcher Bauer die größten Kartoffel ernten kann.

Im Gemüsegarten sind jetzt täglich Früchte reif und auch das Konservieren für den Winter hat begonnen.

Viele Pflanzen, wie die Brennessel verholzen mit der Ausreifung ihrer Früchte und werden im Inneren stark und fest. Die Pflanzen haben bisher alles gegeben und mit Duft und Schönheit Bestäuber angelockt. Jetzt stecken sie ihre ganze Kraft in die Vollendung ihrer Früchte.

Der phänologische Kalender – vom Hochsommer in den Frühherbst

Die Phänologie der Pflanzen, also deren jahreszeitliche Entwicklung ergibt sich aus den individuellen Umgebungsbedingungen.

Ein phänologischer Kalender richtet sich nach der Entwicklung von Blüten, Früchten und Blattwerk bestimmter Pflanzen. Er ist außerdem in zehn phänologische Jahreszeiten eingeteilt: Vorfrühling, Erstfrühling, Vollfrühling, Frühsommer, Hochsommer, Spätsommer, Frühherbst, Vollherbst, Spätherbst und Winter. Viele alte Bauernregeln und der traditionelle Bauernkalender richten sich nach der Phänologie der Pflanzen.

Die Fruchtreife und der Erntebeginn im Hochsommer schenken uns rote Kirschen, saftige Äpfel und süßes Beerenobst. Die Holunderbeeren färben sich langsam dunkelrot und die Haselnüsse lassen ihre knackigen Schätze in der harten Schale erahnen. Im Garten reifen die Tomaten und die Salatköpfe schießen, wenn man sie einmal aus den Augen lässt und sie nicht rechtzeitig erntet. Die Natur beschenkt uns reichlich mit ihren Gaben und ihrer bunten und leckeren Fülle.

Den Augenblick immer als den höchsten Brennpunkt der Existenz, auf den die ganze Vergangenheit nur vorbereitete, ansehen und genießen, das würde Leben heißen!

Friedrich Hebbel

Zeitqualität

Süd-Westen

Wir sind auf dem Höhepunkt des Jahres, dem Sommer angekommen. Für unsere Vorfahren eine arbeitsintensive Jahreszeit. Aber auch eine Jahreszeit des gemeinsamen Wirkens und Tun. Mit der ersten Getreideernte wird auch der erste Teil des Jahres hinter sich gelassen. Der Südwesten auf dem Jahresrad ist damit auch eine Zeitqualität des Abtrennens des Ausgereiften, und der gründlichen Begutachtung der Felder des Lebens. Was bisher nicht gut gediehen oder bereits überreif geworden ist, darf geschnitten werden, bevor es ungenießbar wird. Vollkommen gereiftes und gut gewachsene Früchte können wir reichlich für den langen Winter, der vor uns liegt, verarbeiten, einlagern und konservieren.

Die Zeitqualität des Südwestens fordert uns auch auf, auf unsere Grundbedürfnisse und ausreichende Regeneration im Alltag zu achten. Es ist eine gute Zeit abzuschneiden, wie es sinnbildlich die Schnitterin tut, die mit ihrer goldenen Sichel über die Felder zieht, was nicht mehr stimmig mit dem Lebensentwurf einher geht. Eine mentale Sortierung, die achtsam aber wahrhaftig ist, um ehrlich zu schauen, was ist meinem Leben dienlich. Welche Visionen möchte ich tatsächlich verwirklichen und was war nur ein schöner Traum?

Die Sommerzeit, das gesellige miteinander Draußensein lädt ein, gemeinsam auf Projekte und Ziele zu schauen, sich gegenseitig zu reflektieren und sich zu unterstützen auf dem weiteren Weg. Dabei ist es auch wichtig, sich seiner persönlichen Grenzen gewahr zu werden und diese zu respektieren.

Es ist als würde uns im Südwesten die Seele rufen und uns auffordern, uns für den Weg in den Westen und in die tiefste Natur unserer Seele bereit zu machen. Wir kommen der Gestaltung unseres persönlichen Lebens noch ein Stück näher und dies kann wiederum bedeuten abschiedlich zu leben.

Kultur

Hochsommer- Lughnasad- Lammas –
Zeit der Schnitterin

Der August hieß im germanischen Sprachgebrauch Ernting, Sichelmond, Schnittermond oder Ährenmonat. Alle diese Monatsbezeichnungen deuten auf den Erntebeginn hin.

Mit dem Monat August beginnen die Erntemonate des Sommers. Lughnasad oder das Fest der Schnitterin, die uns an die UrKräfte als Kinder der Mutter Erde erinnert. Lughnasad, eines der keltischen Mondfeste ist nach dem Gott Lugh benannt, der in der keltischen Mythologie der strahlende Held, ein Gott der von Licht durchdrungen ist. Er folgt dem Feuer-und Lichtgott Belenus, der im Frühjahr dem Fest Beltane den Namen gegeben hat.

Lammas ist die altchristliche Bezeichnung des Festes. Lammas Day, auch bekannt als Loaf Mass Day, ist ein christlicher Feiertag, der in einigen englischsprachigen Ländern der nördlichen Hemisphäre am 1. August gefeiert wird.

Das Fest der Schnitterin erinnert an den Wandlungsprozess des Lebens. Im Frühjahr als Keim geboren, im Sommer gewachsen und herangereift, ist es nun Zeit sich dem ewigen Kreislaufs des Lebens hinzugeben, damit andere leben können. So wird deutlich, dass in der natürlichen Ordnung der Dinge, etwas gehen muss, damit das andere bestehen kann. So gehört der Tod zum Leben und wird respektvoll geehrt und wertgeschätzt.

Ein Umgang mit dem Werden und Vergehen, das in unserer Kultur nicht gesehen werden will. Wir haben uns entfremdet von natürlichen Kreisläufen des Lebens und blenden Krankheit und Tod und auch Alter und Gebrechlichkeiten aus. Wollen ewig jung bleiben und schieben Abschiednehmen und Sterben weit von uns.

Vielleicht kann uns das Einfühlen in die alten Jahreskreisfeste, das Erforschen ihrer Ursprünge und ihrer Bedeutungen in eine regenerative Kultur des Wandels führen.

Ich würde es mir wünschen.

Stufen

Wie jede Blüte welkt und jede Jugend
Dem Alter weicht, blüht jede Lebensstufe,
Blüht jede Weisheit auch und jede Tugend
Zu ihrer Zeit und darf nicht ewig dauern.
Es muß das Herz bei jedem Lebensrufe
Bereit zum Abschied sein und Neubeginne,
Um sich in Tapferkeit und ohne Trauern
In andre, neue Bindungen zu geben.
Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne,
Der uns beschützt und der uns hilft, zu leben.

Wir sollen heiter Raum um Raum durchschreiten,
An keinem wie an einer Heimat hängen,
Der Weltgeist will nicht fesseln uns und engen,
Er will uns Stuf´ um Stufe heben, weiten.
Kaum sind wir heimisch einem Lebenskreise
Und traulich eingewohnt, so droht Erschlaffen;
Nur wer bereit zu Aufbruch ist und Reise,
Mag lähmender Gewöhnung sich entraffen.

Es wird vielleicht auch noch die Todesstunde
Uns neuen Räumen jung entgegen senden,
Des Lebens Ruf an uns wird niemals enden,
Wohlan denn, Herz, nimm Abschied und gesunde!

Hermann Hesse

Gestaltung

Kunsthandwerk und Kontemplation

Die Getreidemutter lässt die Samen der Feldfrüchte zu Boden fallen, sie begräbt sie und schützt sie bis zum Frühling, wenn sie wieder zu wachsen beginnen.

Zu Ehren der Ähren flechten wir kleine Getreidepuppen und hängen sie in der Wohnung auf. Die Flechtarbeit verbinde ich mit einer Kontemplation zur aktuellen Zeitqualität.

Fermentieren

Ernte haltbar machen

Die Möglichkeiten Früchte, Kräuter und Pflanzen frisch zu verarbeiten sind vielfältig. Ich liebe Kräuteressig und Sirup oder getrocknetes Obst. Früher haben wir Sauerkraut eingestampft und gelbe Rüben. Von Fermenten hat damals noch niemand gesprochen. In den letzten Jahren wurde die gesundheitliche Wirkung der Fermentation, also der sauer eingelegten Lebensmittel, immer populärer.

Die Fermentation ist die einfachste, umweltschonendste, günstigste Art, Gemüse haltbar zu machen.

Durch die Milchsäuregärung konservierst du deine Ernte und erschaffst besondere Geschmackskreationen. Gemüse und Früchte fermentieren ist keine Zauberei. Salz lässt Bakterienkolonien wachsen und gedeihen, es entstehen Fermente probiotisch und ein Superfood für unseren Darm.

Alles, was du zum Fermentieren braucht, sind ein Einmachglas oder Gärtopf, ein Holzstampfer, Salz, frisches Gemüse und etwas Zeit in der Küche.

Mein Grundrezept:

Salzlake herstellen: 20 g Meersalz pro einem Liter Wasser aufkochen, Lebensmittel komplett mit Lake bedecken. Das Füllgut sollte mit einem Gewicht beschwert werden, um es unter Wasser zu halten. Luftdurchlässig verschließen und für ca. 4-10 Tagen bei Zimmertemperatur gären lassen. Nach einigen Tagen sollten Blasen aufsteigen. 

Danach solltest du deine Fermente kühl stellen – 15 bis 18 °C sind für die Milchsäurebakterien ab jetzt ideal. Je länger du dein Ferment stehen lässt, desto aromatischer schmeckt es. Es bleibt mindestens sechs Monate lang haltbar, eher länger.

Sommersalz

Blütensalz herstellen

Mit bunten Blüten und Kräutern lässt sich einfach und schnell die Sonnenkraft des Sommers einfangen. Alles, was du dafür benötigst sind ein Mörser und gutes grobes Salz – und natürlich deine Lieblinssommerblüten und Kräuter.

Sammle nur Kräuter und Blüten von denen du sicher weißt, dass sie essbar sind! Für ein Glas Salz benötigst du nur wenige Pflanzen. Gib die Pflanzen mit dem Salz in einen Mörser und beginne zu reiben. Du kannst daraus einen meditativen Prozess entstehen lassen und deine schönsten Augenblicke des Sommers gedanklich einarbeiten.

Kinder lieben diese Tätigkeit und das bunte Sommersalz.

Chlorophyll Neid

Manchmal wünsche ich mir, ich könnte auch Photosynthese betreiben und einfach nur durch mein Dasein, nur indem ich am Rand der Wiese blinke oder faul auf einen Teich schwimme, die Arbeit für die Welt erledigen, während ich still in der Sonne stehe.

Robin Wall Kimmerer

„Geflochtenes Süßgras“

Werde Gestalter*In

Im Innen wachsen und im Außen wirksam werden

Du selbst kannst den Wandel mitgestalten!

Mit meinem Blogbeiträgen zur Natur.Kultur.Gestaltung möchte ich dich dabei unterstützen, dich begleiten und dich Schritt für Schritt zu einer tiefen Verbundenheit führen.

Ich habe die Vision ein Netz zu weben an dem viele Menschen aller Generationen mitgestalten können, die sich gemeinsam durch die Wandelzeit begleiten, sich gegenseitig unterstützen und so kraftvoll und heilsam in die Welt wirken!

Ich freue mich, wenn DU dabei bist!

Von Herzen Sabine